Flughafen-Empfangsgebäude in Karlsbad mit Außenhaut aus Kalzip

Im tschechischen Kurort Karlsbad entstand ein ungewöhnliches Flughafenterminal. Form und Material setzen Maßstäbe. Bei der Umsetzung seines viele Interpretationen offen lassenden „Zwischenfliegers“ setzt Architekt Petr Parolek auf eine komplette Außenhaut aus Kalzip-Aluminiumprofiltafeln.

Karlsbad ist wohl der bekannteste Kurort im westböhmischen Bäderdreieck oberhalb der Mündung der Tepl in die Eger. Genutzt wurden die heißen Quellen schon im Mittelalter. Zu seiner großen Berühmtheit gelangte der mondäne Ort seit dem 18. Jahrhundert, als sich hier Kaiser, Könige und Zaren, Politiker, Staatsmänner, russische Großfürsten, indische Maharadschas und der internationale Geldadel trafen.

In der Folge entwickelte sich Karlsbad auch zu einem architektonischen Kleinod. An diese Tradition schließt nun auch der neue Flughafen des Kurortes an. Entworfen von dem Architekten Petr Parolek entstand eine ungewöhnliche Empfangshalle. Sie beschreibt die Form eines fliegenden U-Bootes, wie es der Architekt bezeichnet, und wurde komplett mit Aluminiumprofiltafeln von Kalzip bekleidet.

„Meine Idee für das neue Empfangsgebäude war es, eine Form mit verschiedenen symbolischen Bedeutungen zu schaffen“, erläutert Petr Parolek seinen Entwurf. „Mal ist es ein fliegendes Projektil, mal ein Raumschiff oder ein U-Boot – einfach ein Transportmittel, das über Karlsbad schwebt.“ Die ungewöhnliche Form des Bauwerkes ergibt sich aus der Geometrie von drei regelmäßigen Schachtringen, die so geschnitten wurden, dass sich ein eiförmiges Konstruktionsprinzip ergibt. Petr Parolek: „Es ist selbstverständlich kein Zufall, sondern meine Absicht, die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten des Kalzip Systems so auszunutzen, dass sich die jetzt realisierte präzise aerodynamische Geometrie des Gebäudes verwirklichen ließ.“

Architekt Petr Parolek

Anfang der Dreißiger Jahre des 20. Jahrhundert war in der Nähe von Karlsbad ein einfacher Flughafen in Betrieb genommen worden. Aufgrund der Bedürfnisse der kosmopolitischen Besucher wuchsen die Anforderungen an den Flugbetrieb rasch an. Nach wechselhafter Geschichte, die bis zur politisch motivierten drohenden Schließung des Flughafens reicht, besann man sich nach der samtenen Revolution im Jahr 1989 auf eine neue Nutzung des Komplexes. Der Status des „internationalen“ Flughafens wurde verliehen und Karlsbad schloss schnell wieder zu alter Qualität auf. 2004 ging der Flughafen in Besitz der „Region Karlsbad“ über. Sie leitete rasch eine umfassende Modernisierung sowie den Kapazitätsausbau ein. Zu­­nächst wurden die für den Flug­betrieb not­-
wen­digen Bereiche wie Start- und Lande­bahn, Leitsysteme und die Flugsiche­rung saniert.

Um den Reisebedingungen der „Schen­genzone“ zu entsprechen, galt es, auch die Ankunfts- und Abflughalle, die ja noch aus den Dreißiger Jahren stammte, zu modernisieren. Als Planer wurde der junge, aber bereits erfahrene Architekt Petr Parolek, Brünn, betraut. Rasch wurde den Projektbeteiligten klar, dass die bestehenden Gebäude die gestell­ten Anforderungen schon rein flächen­mäßig nicht erfüllen konnten. Architekt Petr Parolek schlug deshalb die jetzt eröffnete Erweiterung nach Süden, in Richtung Vorfahrt und Parkplatz vor.

Das primäre Ziel der Erweiterung war die Erhöhung der Kapazitäten, die seit ihrer Inbetriebnahme im Mai 2009 bei 800 Passagieren pro Stunde liegt. Das entspricht in etwa der Abfertigung von vier Flugzeugen mittlerer Größe pro Stunde und eröffnet mit einer Jahres­kapazität von rund einer halben Million Reisender einige Reserven für die zukünftigen Entwicklungen.

Bogenförmige Fachwerkträger in Längsrichtung

Die bestehenden Gebäude wurden re­­no­­­­viert und von späteren Einbauten befreit. Die Erschließungsachse blieb unverändert. Der neue Baukörper steht quer dazu und dockt an dessen ehe­maligen Haupteingang an. Petr Parolek: „Diese Konfiguration ähnelt im Grund­riss einem liegenden ‚H‘ und eröffnet nun zwei Perspektiven, den Flughafen wahr­zunehmen: Bei der Ankunft in Karls­bad nimmt der Reisende haupt­säch­lich den funktionalistischen his­torischen Bauteil wahr, der auch in die entsprechende Welt des Kurortes leitet. Beim Abflug hingegen nimmt man den ‚Zwischen­flieger‘ wahr, der als organisch tech­noide Form einen Zwischenschritt zur Welt der Fliegerei bildet. “Dieser „Zwischenflieger“ erweist sich als Meisterstück der dezenten orga­nischen Formgebung: Seine äußere
Formgebung lehnt sich gestalterisch an den Flug­­zeug­­bau an. Detaillierung und Materialwahl betonen diesen Ausdruck, denn die Ge­­­bäudehülle besteht komplett aus Alu­minium. Der leicht elliptische Rumpf gliedert sich in Längsrichtung durch die Anordnung und Linienführung der Pro­filtafeln in drei Segmente, um den Span­nungs-bogen der 70 Meter langen Halle zu erhöhen und eine Überleitung zum ebenfalls elliptisch eingeschnittenen Haupteingang zu schaffen. Diese Dy­­na­mik unterstützt die sym­metrisch ab­­geschrägten Schmalseiten und die Licht­schlitze zum obersten Segment des Daches. „Dabei war es für uns ein wichtiges Kriterium, alle geometrischen Flächen und Radien so zu definieren, dass sich die gewünschte Metallhaut technisch und wirtschaftlich optimiert umsetzen ließ“, sagt Petr Parolek.

Verschiedene Radien auch im Innenraum präsent

Den Innenraum der Halle prägt die sichtbare tragende Skelettkonstruktion aus Stahl. Eine statisch wie gestalterisch ungewöhnliche Lösung ist die Anordnung der beiden bogenförmigen Fachwerk­träger, entgegen der üblichen Logik, in Längsrichtung der Halle. Dabei neigen sie sich von gemeinsamen Fußpunkten startend V-förmig voneinander weg. Über diese Träger spannt sich ein lo­­gi­sches System von Druck- und Zugstäben und Spannten. Deren Form nimmt die äußere Metallhaut nachvollziehbar auf.

Die vom Architekten gewählten unter­schied­lichen Radien sind dabei so ge­­wählt, dass sich Eingangsbereich und Lichtschlitze or­­­ga­nisch aus der Gebäu-de­­form herausentwickeln. Die vertikale Strukturierung der einzelnen Blechtafeln verleiht dem „Zwischen­flieger“ seine Plastizität und schafft eine optische Verkürzung in der Längsrichtung. Die zweigeschossige Halle überrascht durch Offenheit und Hellig­keit, die darauf be­­­ruht, dass die bereits erwähnten Licht­schlitze ho­­riz­on­tal in die Dachhaut einge­schnit­ten wurden. Dadurch wirken sie im Innenraum viel größer, als man es von außen erwarten würde.

Funktional erfüllt der „Zwischenflieger“ die Aufgabe des Foyers mit einer kleinen gastronomischen Einrichtung, den Check-in Schaltern sowie zwei vermiet­baren Geschäfts- und Büroeinheiten. Auf der zweiten Ebene der Halle befinden sich die Sanitäreinrichtungen und weitere Büroräume, die von einer Galerie aus erschlossen werden. Die Galerie ist über vier Treppen und mittels Lift erreich­bar.

Rollformtechnologie erlaubt komplexe und organische Form­sprache

Die außergewöhnliche Form des Ter­­mi­­nals erforderte eine spezielle Lösung für die Außenhülle, die funktionalen und optischen Anforderungen gleichermaßen gerecht wird. Für die Eindeckung dieser organischen Konstruktion wählte der Architekt den ebenso langlebigen wie optisch attraktiven und sehr flexiblen Werkstoff Aluminium in Form von Kalzip Profiltafeln.

Die anspruchsvolle und komplexe Ge­­bäudegeometrie ist sowohl in Quer- und Längsschnitt als auch im Grundriss gerundet. Deshalb kam für die Aus­­füh­rung der Bauelemente der Gebäudehülle nur eine Rollformtechnologie von Kalzip in Frage. Diese erlaubt es, frei geformte Profiltafeln (Kalzip XT) herzustellen. Das bedeutete, dass jede Profiltafel individuell an die vorhandene Geometrie angepasst wurde, praktisch maßgeschneidert.

Die insgesamt einzudeckende Fläche bestand aus einer Vielzahl von Ein­zel­positionen. Dies machte eine sehr enge Abstimmung mit dem Verlege­unter­neh­men und die Erstellung eines präzisen Verlegeplans notwendig. Die eigentliche Gebäudehülle wurde in drei Segmente aufgeteilt. Der Übergang zwischen Dach und Fassade ist dabei fließend.

Kalzip bestimmt die Form

Das Dach besteht aus vorgerundeten Pro­­­filtafeln mit einem Radius von 15,8 m und einer Baubreite von 300 mm bis 320 mm. Sie sind so angeordnet, dass sie die Linienführung des Oberlichtes ak­­zen­tu­ieren. Direkt darunter stoßen die in die Fassade übergehenden Profil-tafeln an. Sie wurden werkseitig in einem Stück gefertigt und im Radius von 5 m verlegt. Sie verlaufen an den beiden Gebäude­enden bis zum Boden. Um die Dynamik des Baukörpers zu unter­strei­chen, enden die Profiltafeln
in einer optischen Tren­nung, die ihre Fort­set­zung im Eingangs­bereich findet.

Die sich hier anschlie­ßenden, bis zum Boden ver­laufenden Profiltafeln, rechts und links neben dem Eingang, besitzen eine Baubreite von 510 mm bis 520 mm. Die groß­for­ma­tigen Formteile, die das Eingangsoval umrahmen, kaschieren optisch gelungen die dahinterliegende Entwässerung. Die bauphysikalische Konzeption der Außenhülle forderte eine Warm­dach­­kons­truktion. Auf das Trag­werk wurden Stahltrapezprofile mon-tiert. Darauf kam dann die Dampf­sperre.

Eine eigens geplante mehrteilige und höhen­ver­stell­bare Unterkonstruktion wurde an­­schlie­ßend auf den Obergurten der Stahl­trapez­pro­file befestigt. Darauf erfolgte die Montage der Kalzip System-befestiger, den so genannten Klipps.

Anschließend verlegte man eine kom-primierbare Wär­­me­­dämmung. Den obersten Abschluss bilden die Kalzip Profiltafeln, die durch­­dringungsfrei montiert wurden.

Beim Kalzip System werden die Profil-tafeln mit dem kleinen hochstehenden Bördel in die montierten Systembefestiger ein­­geklickt, vom nächsten Bördel des nächsten Elementes überdeckt und mechanisch kraftschlüssig miteinander verbunden bzw. verbördelt.

„Wir haben uns für Kalzip entschieden, weil die in der XT Freiformtech­no-
­lo­gie gefertigten Profiltafeln als einzige die präzisen Materialanforde­rungen erfüllten, die notwendig waren, um das organisch technoide Tragsys­tem der neuen Eingangshalle mit seiner großen Spannweite zu verwirklichen“, sagt Petr Parolek.

Kontakt

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Yannick de Beauregard
Kalzip Marketing
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