Interview zum Nordkopf Tower in Wolfsburg
Kalzip – Interview mit Jens Sperber, GF der Sperber Klempner GmbH
Achtundfünfzigtausend Aluminium-Schindeln
Mit der Firma Sperber Klempner GmbH & Co. KG hat sich Jens Sperber Anfang der 90er Jahre selbstständig gemacht. Das Familienunternehmen ist in den letzten Jahren ein Spezialist für handwerkliche und industrielle Metallbedachungen und Fassadenbekleidungen aller Art geworden. Mit seinen 15 Mitarbeitern realisiert der Fachbetrieb viele Projekte.
Mit dem Nordkopf-Tower in Wolfsburg konnte der Kalzip-Premiumpartner aus Unterwellenborn, Thüringen nun ein Ausnahmeprojekt realisieren. Als Fassadenverkleidung kamen Aluminiumschindeln mit der Beschichtung Titan eloxiert von Kalzip zum Einsatz.
Herr Sperber, Ihre Firma verantwortet verschiedenste Projekte deutschlandweit – vom Einfamilienhaus bis zu Großprojekten. Wie ordnet sich der Nordkopf-Tower in Ihre Referenzen ein?
Sperber: Der Nordkopf-Tower ist ein außergewöhnliches Projekt, dass so in der Größenordnung und Beschaffenheit für unsere Firma bisher einzigartig war. Um es in Zahlen auszudrücken: Wir reden hier von zwei Bauabschnitten mit etwa 5.875 m2 Fassadenfläche, die vollständig mit Schindeln aus Aluminium verkleidet ist.
Unser Team musste dabei die Fassadenfläche mit eigens dafür angeschaffter Lasertechnik einmessen. Allein in diesem aufwendigen Vorgang, der Planung und dem Messen, stecken etwa 1000 Arbeitsstunden. Schlussendlich wurden insgesamt rund 58.500 einzeln gefertigte Schindeln am Projekt montiert.
Welche Herausforderungen gab es bei dem Projekt und wie haben Sie diese gelöst?
Sperber: Die Vorgaben und Wünsche der Architekten hinsichtlich der Anordnung der Schindeln hat uns vor planerische Herausforderungen gestellt. Die Schindeln sollten die Maße des geplanten Baukörpers so aufnehmen, dass alle An- und Abschlüsse mit einer ganzen Schindel aufgehen. Wir mussten also zunächst die Schindel auf die Gebäudehülle projizieren, dabei nicht nur auf die Fassadenmaße achten, sondern auch alle Fenster in Höhe und Breite einkalkulieren.
Gemeinsam mit Hans-Jürgen Löffler, der bei uns die Planungen von Projekten übernimmt, haben wir eine 3D-Planung erstellt – ohne diese Zusammenarbeit hätten wir das Projekt nicht verschnittfrei realisieren können. Es wurde vor Ort nicht eine einzige Schindel geschnitten oder angepasst, dank der hervorragenden Vorplanung.
Sie hatten bereits erwähnt, dass die Schindeln einzeln gefertigt wurden. Gab es hier keine maschinelle Lösung?
Sperber: Nach unseren Bemessungen und der Projizierung auf die Fassadenfläche sowie etlichen Mockups, mussten die Schindeln in einem Sondermaß von 320 x 345 mm gefertigt werden. Bei diesem Projekt haben wir die kompletten Schindeln, trotz vieler Bedenken der Beteiligten, von der Verarbeitung bis hin zur Montage ohne Schutzfolie verarbeitet, dies wäre maschinell nicht möglich gewesen. Auch unter dem Aspekt des deutlichen Mehraufwandes mit dem Abziehen der Folie und vor allem auch dem Sondermüll auf der Baustelle haben wir die Schindeln des 1. Bauabschnittes in Handarbeit in einer Behindertenwerkstatt in Fambach kanten und fertigen lassen.
Die Schindeln für den zweiten Bauabschnitt haben wir bei uns im Unternehmen gefertigt. Das Titansilber ist zudem eine sehr kratzfeste harte Farbe, also war das Risiko, dass wahrnehmbare Kratzer entstehen sehr gering. Der Bauherr hatte das Ziel, das gesamte Bauvorhaben nachhaltig zu realisieren und letztlich auch das Zertifikat Gold von der DGNB für die Umsetzung erhalten.
Das Gebäude besteht aus einem Altbau, der um einen neuen Gebäudeteil ergänzt wurde, mit dem Ziel, dass dieser Umstand später nicht mehr sichtbar ist. Worauf musste bei der Ausführung geachtet werden, damit beide Gebäudeteile visuell miteinander verschmelzen?
Sperber: In der Planung war es weniger problematisch als in der Ausführung, da alle Maße vom Neubau vorlagen. Nach der Entkernung vom alten Gebäude hatten wir dann plötzlich einen Unterschied von 6 Zentimetern auszugleichen.
Gleichzeitig sollten die Ecken des Gebäudes nicht etwa mit Winkelleisten abschließen, sondern ebenfalls mit im Raster gekanteten Schindeln, sodass sich hier kein Spielraum ergab. Unser einziger Vorteil: Die Schindeln sollten sich jeweils etwa zur Hälfte überlappen, um die geschuppte Struktur in der Fläche zu erzielen. So konnte das Team sozusagen mit einem gewissen Verschiebungsraum arbeiten und die ungeplanten 6 cm Unterschied ausgleichen.
Welchen Einfluss hat Ihrer Ansicht nach die Fassade auf das Gesamtbauwerk?
Sperber: Sowohl die Verlegerichtung als auch die Farbgebung tragen zum Flächenbild bei. Je nach Blickwinkel zeigt sich die metallische Oberfläche in einem anderen Erscheinungsbild. Mal sind es die quadratischen Umrisse der Bekleidungselemente, mal ein durchgehendes flächiges Treppenmuster im Blickfeld. Durch die titanfarbene Beschichtung und den Glanzgrad der Aluminiumschindeln reflektiert das Gebäude die umgebene Lichtsituation. Außerdem sind die Fluchten so gestaltet, dass sich das Gebäude in seine städtebauliche Umgebung einfügt.
Welche Erinnerung ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Sperber: Für unsere Firma ein besonderes Highlight: Die Architekten des Nordkopf Towers haben uns zur Biennale 2018 in Venedig eingeladen. Den Raum, in dem auch das Modell ausgestellt wurde, haben wir mit eigens dafür angefertigten Schindeln verkleidet. Außerdem wurde dem Bauvorhaben von German Architects der Titel „Bau des Jahres 2018“ verliehen.
Herr Sperber, vielen Dank für das Interview!
Mit Bedacht bedacht. KALZIP.
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