Eine Riesenmuschel aus Aluminium und Titan
20 Jahre „Große Oper Peking“
Seit der Öffnung gegenüber der westlichen Welt hat China, der bevölkerungsreichste Staat der Erde, nicht nur westliche Industriefirmen angezogen, sondern auch das Gesicht vieler Großstädte verändert. Dort entstehen zunehmend Bauwerke internationaler Architekten, die den Eintritt in eine neue Epoche manifestieren.
Vor 20 Jahren investierte die chinesische Regierung in ein spektakuläres Projekt, das seither Schauplatz von Opern, Theater- und Konzertaufführungen internationalen Ranges ist. Das Budget betrug rund 31 Millionen Euro. Die Oper, die gegenüber der Verbotenen Stadt und in direkter Nachbarschaft zur Nationalversammlung liegt, ist in Form einer riesigen, inmitten eines Teiches platzierten Metallkuppel gestaltet. Die freitragende Riesenmuschel aus Aluminium und Titan wurde im Dezember 2004 fertiggestellt und hat seitdem als kulturelles Wahrzeichen Pekings international an Bedeutung gewonnen.
HIGH TECH BAUWERK MIT FINESSEN
Das Gebäude, das über eine Unterwassergalerie mit verglaster Decke zugänglich ist, erstreckt sich über eine Länge von 212 Metern, eine Breite von 143 Metern und ragt 46 Meter hoch auf. Unter einem Dach vereint die Metallhülle ein Opernhaus mit 2.416 Sitzen, einen Konzertsaal für 2.017 Zuhörer und ein Theater mit 1.014 Sitzen. Eine unterirdische, 44.678 m² große Parkgarage bietet Platz für 950 Autos und 1.420 Fahrräder.
Die Metallkuppel, getragen von einem feingliedrigen, stählernen Gitterwerk, hat eine Oberfläche von rund 40.000 m². Im Mittelteil befindet sich eine beidseitige Verglasung, die über eine Länge von 105 Metern und eine Fläche von 12.000 m² reicht. Der Metalldom ist zweischalig ausgeführt. Seine Außenhaut besteht aus einer abdichtenden Tragschale aus 0,9 mm dicken, konischen, stucco-designten Kalzip® Aluminium Stehfalzprofilen. Darauf ist die Außenhülle aus Titan-Verbundpaneelen mittels speziell für dieses Objekt entwickelter, über die Bördel der Kalzip® Bahnen greifender Klipps durchdringungsfrei aufgeständert. Diese Technik garantiert eine sichere Befestigung der dekorativen Paneelverkleidung ebenso wie eine perfekte Wasserabführung über die darunter liegende Kalzip® Dachhaut.
STANDORTPROBLEME
Das von dem französischen Architekten Paul Andreu entworfene Objekt ist nicht nur durch seine Größe und sein Design außergewöhnlich. Es liegt in einer stark erdbebengefährdeten Zone und muss zudem hohen Windlasten standhalten. Schwierige Bodenbedingungen erforderten umfangreiche Maßnahmen, um eine sichere Gründung des Fundamentes für das bis in 36 Meter Tiefe reichende Bauwerk sicherzustellen.
Der eigentlichen Bauphase gingen umfangreiche Computersimulationen sowie Belastungstests an 1:1 Bauteilen voraus, um die Einhaltung der chinesischen Vorschriften zu verifizieren. Die Basis des Domes bildet ein elastisch gelagerter Betonring, der an den Längsseiten mit provisorischen Gleitlagern versehen war. Diese dienten dazu, in einer ersten Montagephase je zwei Gitterträgerpaare in die gewünschte Position zu bringen und mit dem vorgefertigten ovalen Mittelteil der Kuppel zu verbinden. Anschließend wurden Schritt für Schritt weitere Gitterträger eingefahren und am unteren Betonring sowie an der vorgefertigten Kuppelmitte verankert. Vier diagonal positionierte Segmente mit rautenförmigen Aussteifungen stabilisieren die Gitterträger zusätzlich.
TEAMWORK INTERKONTINENTAL
Große Architektur ist heute ein „global business“, wie auch das „China Grand National Theatre“ beweist. Sein Schöpfer, Paul Andreu, hat über 50 Flughafengebäude entworfen und gebaut, darunter zwei Terminals sowie den TGV- und RER-Bahnhof des Pariser Flughafens Charles de Gaulle und den Shanghai Pudong Airport. Weitere Großobjekte aus seiner Hand sind das Maritime Museum in Osaka und das im Juli 2001 eröffnete Guangzhou Gymnasium, eine Sportanlage aus drei kuppelförmigen Gebäuden, die Andreu als Austragungsort der 9th National Games of the Republic of China entwarf.
Im Vorfeld der Entwicklung des Pekinger Projektes wurde Andreu von dem französischen Unternehmen Setec travaux publics & industriels unterstützt, das Studien zur Statik und Dynamik der Metallhülle und zum Ausbau der Opern-, Schauspiel- und Konzertsäle erarbeitete. Die Ausführung vor Ort lag im Wesentlichen in den Händen chinesischer Firmen. Die Kalzip® Stehfalzprofilbahnen wurden von Kalzip GmbH, Koblenz, Deutschland, geliefert.
Bautafel:
- Bauherr: Komitee des Großen National Theaters, Peking
- Architekt: Paul Andreu (Aéroports de Paris)
- Statik Studien: Setec, tpi Paris
- Generalunternehmer: Hong Kong Construction, Hong Kong
- Hersteller: Kalzip GmbH, Koblenz
- Kalzip Verarbeitung: KGE, Peking